Machines We Are Sending to the Skies

Das Magazin Wiener hat bei mir angefragt, ob ich als erster und ehemaliger Weltraumsprecher im Parlament einen kurzen Beitrag über die Besiedelung von anderen Planeten schreiben kann. Der untige Entwurf ist schon um mehr als das doppelte zu lang, aber zu kürzen war nicht mehr notwendig, weil der begleitende Artikel gar nicht veröffentlicht wurde. Hier also ein kurzer, an Oberflächen kratzender Gastkommentar, der dann doch nicht im Wiener erschienen ist.

 

 

Machines we are sending to the skies

Welche Erfahrung es sein muss, den Planeten für immer zu ver- und alles hinter sich zu lassen, kann manchen von uns vielleicht die Kraft der Musik vermitteln.

 


Einer der schönsten Songs zum endgültigen Aufbruch in den Himmel wird wohl für immer „The Final Countdown“ bleiben – natürlich in der Version von Laibach, die nicht wie Europe Kurs zur Venus nehmen wollen, sondern den anderen Nachbarplaneten anfliegen: „We are heading for Mars.“ Das ist auch vernünftig. Viel wohnlicher wird es in der unmittelbaren Nähe der Erde nicht mehr; der Mars ist im Vergleich zur Venus zur menschlichen Besiedelung weit besser geeignet. Und dass zumindest eine paar Handvoll Menschen in den nächsten Jahrzehnten dauerhaft in Stationen auf Mars und Mond einchecken werden, ist jedenfalls sehr wahrscheinlich. Größere Migrationsbewegungen zu nahegelegenen Himmelskörpern sind aber auszuschließen. So schnell wird die Erde nicht unbewohnbar werden und dergestalt umfangreiche Transporte sind viel aufwändiger als den Planeten einfach für weiteres Überleben zu erhalten.

Bleibt also der menschliche Drang, die eigenen Grenzen zu überwinden und die Menschheit dorthin zu bringen, wo noch nie vorher ein Mensch gewesen ist. Mit Raumsonden ist das eigene Sonnensystem bis zum letzten (bekannten) Planeten und Pluto ausgeleuchtet. Weitere Missionen werden folgen, aber auch diese bisherigen Grenzen werden überschritten werden. Will die Menschheit dauerhaft überleben, wenn sich die Sonne auszudehnen beginnt, müssen andere Orte in der Galaxie gefunden werden, die besiedelt werden können. Die nächstgelegenen Sonnensysteme sind zwar schon erheblich weiter weg, aber nicht völlig außer Reichweite. Wenn es gelingt Raumschiffe auf ein paar Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, dann sind auch Reisen innerhalb zwei bis drei Generationen denkbar. Bevor aber die Menschheit zum großen Exodus antritt, wird Leben in einer anderen Form die Galaxie auskundschaften und kolonisieren. Sich selbst replizierende Raumschiffe – so genannte Von-Neumann-Sonden – können in alle Richtungen der Milchstraße ausfliegen, sich vermehren und so peu à peu in jeden Winkel der Galaxie vordringen. Im Gepäck: transhumane, digitale Lebensformen, künstliche Intelligenzen und die Bausteine für biologisches Leben. „Machines we are sending to the skies”, singt Laibach in “B Mashina”. Um die Menschheit im Universum auszusäen, ist es nicht notwendig, menschliche Körper auf die Reise zu schicken. Das können auch Maschinen erledigen.

 

Literatur, die das Thema auch zumindest streift:

  • Bostrom, Nick. Die Zukunft Der Menschheit. Berlin, Suhrkamp, 2018.
  • Bostrom, Nick. Superintelligence – Paths, Dangers, Strategies. Oxford, Oxford University Press, 2017.
  • Brockman, John (Hg.). Possible Minds: 25 Ways of Looking at AI. New York, Penguin Books, 2019.
  • Ramge, Thomas. Postdigital: Wie wir Künstliche Intelligenz schlauer machen, ohne uns von ihr bevormunden zu lassen. Hamburg, Murmann, 2020.
  • Tegmark, Max. Life 3.0 – Being Human in the Age of Artificial Intelligence. London, Penguin Books, 2018.

 

Schwerelos beim Parabelflug zur Vorbereitung für meinen ersten noch bevorstehenden Ausflug ins All.

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