Die positiven Seiten des Weltuntergangs

 
Manchmal habe ich sogar Zeit ein gelesenes Buch für The Gap zu rezensieren. In dem Fall “Krawumm! Ein Plädoyer für den Weltuntergang” von Florian Freistetter (@astrodicticum). Natürlich nütze ich dafür den zeitsparenden Trick, den Autor selbst zu Wort kommen zu lassen.


Science-Blogger Florian Freistetter erklärt in seinem Buch „Krawumm!“, warum wir den Weltuntergang weder 2012 noch in absehbarer Zeit fürchten müssen. Zumindest nicht durch die Kollision mit einem anderen Planeten, Kometen, Meteor, Asteroid, et al. Manchmal ist so ein Aufeinanderprallen von Himmelskörpern sogar durchaus wünschenswert. Beispielsweise würde die Erde ohne Mond, der durch einen Zusammenstoß zweier Planeten in einem frühen Stadium des Sonnensystems entstanden ist, torkeln, dass es keine Freude wäre.
Diese und viele weitere Kollisionen vom Atomkern bis zu ganze Universen ziehen sich wie eine Milchstraße durch gut 200 positive, sehr verständlich formulierte Seiten Weltuntergang.
Der Autor hat The Gap sieben Fragen zur kosmischen Apokalypse beantwortet.
1) Welche kosmische Katastrophe ist noch am ehesten geeignet uns zu Lebzeiten den Gar aus zu machen?
Das wäre vermutlich der Einschlag eines großen Kometen. Ein Brocken, der ein paar Dutzend Kilometer groß ist, kann die Menschheit an den Rand der Auslöschung bringen. Kometen kommen aus dem äußeren Sonnensystem und sind schwer im voraus zu entdecken. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass wir von so einem großen Objekt tatsächlich in nächster Zeit getroffen werden – aber die restlichen kosmischen Katastrophen sind noch viel unwahrscheinlicher.
2) Was können wir tun, wenn ein Asteroid tatsächlich auf die Erde rast?
Wenn ein Komet oder Asteroid sich auf Kollisionskurs mit der Erde befinden, dann müssen wir deren Bahnen ändern. Wir müssen das Objekt beschleunigen oder abbremsen, damit es nicht mit uns kollidiert. Das ist theoretisch durchaus möglich. Wir können zum Beispiel ein Sonnensegel am Asteroid montieren und die Kraft des von der Sonne wegströmenden Partikelwindes benutzen. Oder wir manövrieren ein Raumschiff in umittelbare Nähe des Asteroids und ziehen ihn mit der Gravitationskraft unseres Schiffes aus der Gefahrenzone.
3) Brauchen wir den Mond wirklich? Und wie ist er entstanden?
Der Mond sorgt mit seiner Gravitationskraft dafür, dass die Neigung der Erdachse nicht zu sehr schwankt. Das ist wichtig, damit die Abfolge der Jahreszeiten einigermaßen ordentlich bleibt. Ohne Mond wären die Klimaschwankungen viel stärker und unregelmäßiger und es ist fraglich, ob sich das Leben auf die gleiche Weise entwickeln hätte können wie es mit Mond passiert ist. Entstanden ist er bei einer gigantischen Kollision vor 4,5 Milliarden Jahren als ein marsgroßer Protoplanet mit der jungen Erde zusammenstieß.
4) Könnte Nemesis ernsthaft übersehen worden sein?
Übersehen nicht, aber es ist leicht möglich, dass man diesen Begleitstern der Sonne nicht als das erkannt hat, was er ist. Sterne am Himmel zu fotografieren ist leicht. Herauszufinden, wie weit diese Lichtpunkte entfernt sind, ist dagegen schwer. Wenn es Nemesis gibt, dann ist er sicherlich schon auf vielen astronomischen Aufnahmen zu sehen. Ihn als Begleiter der Sonne erkennen kann man ihn aber erst, wenn man genau weiß, wie weit er entfernt ist. So genau und umfassende Daten werden wir erst in den nächsten Jahrzehnten sammeln können.
5) Kann die Erde eine Kollision der Milchstraße mit einer anderen Galaxie überleben?
Das ist nicht weiter schwer. Eine Galaxie besteht hauptsächlich aus Nichts, mit Sternen dazwischen. Zwei Galaxien die kollidieren, stoßen deshalb nicht physisch zusammen. Es ist enorm unwahrscheinlich, dass zwei Sterne oder Planeten direkt kollidieren. Die Gravitationskräfte die bei einer Begegnung zweier Galaxien wirken sorgen aber dafür, dass die Bahnen der Sterne und die Form der Galaxie verändert werden.
6) Werden Menschen am Äquator älter, weil sie sich schneller bewegen als Menschen, die auf den Polen leben?
Einsteins spezielle Relativitätstheorie besagt tatsächlich, dass die Zeit langsamer vergeht, je schneller man sich bewegt. Uhren am Äquator bewegen sich schneller um die Achse der Erde als Uhren am Nordpol und gehen daher langsamer. Auch die Menschen altern nicht so schnell. Der Effekt ist aber vernachlässigbar und macht nur wenige Sekundenbruchteile aus.
7) Falls wir wirklich Teil eines Multiversums sind, ist dann eine Kommunikation zwischen Universen theoretisch unmöglich?
Eine “Kommunikation” im alltäglichen Sinne des Wortes schon. Nach den gängigen Hypothesen können keine Teilchen und Kräfte ein Universum verlassen. Es ist daher nicht möglich, mit Paralleluniversen in Kontakt zu treten. Nur die Gravitation wirkt universumsübergreifend. Es dürfte aber schwierig bis unmöglich sein, sie zur Kommunikation einzusetzen.

Florian Freistetter “Krawumm! Ein Plädoyer für den Weltuntergang” erschienen bei Ecowin
 
 
 
 
 
 

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